Wenn ich nicht hier bin, bin ich auf dem Sonnendeck...
Wir ahnen: Wenn Köln im Arbeitstempo nicht deutlich anzieht, wird das nichts mit der Erreichung der Klimaziele. Kreative Ideen müssen her – und eine davon nennen wir: Sonnendeck
Warum also nicht mal die Dinge „andersrum denken“? Beispiel Photovoltaik. PV-Anlagen auf Dächern sind sinnvoll und sollten unbedingt vorangetrieben werden, insbesondere bei Neubau und Aufstockung. Riesige PV-Anlagen auf Grünflächen kommen aber für Köln nicht in Frage. Dafür ist der Platz einfach zu knapp.
Was wäre, wenn...
„Wenn ich nicht hier bin, bin ich auf´m Sonnendeck…“ sang einst der Kölner Peter Licht.
Wie hoch wäre der Nutzen, wenn man ganz Köln mit Photovoltaikanlagen überdachen würde? Immerhin sehen die Pläne des europäischen Energie Gesetzes (EEG) einen jährlichen Zubau von 5 GWp und somit im Mittel nach 8 Jahren einen PV-Ausbau von etwa 400 qkm – also die Fläche des Kölner Stadtgebietes – in der Bundesrepublik Deutschland vor.
So kommt man ganz schön ins Straucheln, wenn man bedenkt wie langwierig Statikgutachten bei Bestandsbauten und Aufstockungsprojekten sind, welche häufig PV-Anlagen verhindern.
Die Autobahnen auf dem Kölner Stadtgebiet versiegeln etwa 2.970.000 qm Fläche
Natürlich können wir nicht ganz Köln überdachen, aber wir können bereits versiegelte Flächen nutzen. Und was bietet sich da mehr an, als eine unserer größten einseitig genutzten Flächen auf dem Stadtgebiet: Die Autobahn. Autobahnen bieten ein bisher nicht erschlossenes Potential der Mehrfach-Nutzung. Unsere Idee zum Sonnendeck war geboren.
Die Idee ist nicht ganz neu
Vorweg, die Idee ist nicht ganz neu. Es gibt bereits einige Testanläufe mit PV-Überdachungen bei Autobahnen.
Allen voran machte die Stadt Kerpen den Aufschlag, eine geplante Lärmschutzwand weiterzudenken. Einen Überhang zu gestalten, der mit PV-Modulen ausgestattet ist. Denn Kerpen hat erkannt: Umgeben von Autobahnen und Braunkohlewerken, lassen sich die ausgelobten Klimaziele in der eigenen Kommune unmöglich erreichen. Und auch klimaneutrale städtische Betriebe und Gebäude machen eine Stadt noch nicht klimaneutral.
Das Sonnendeck soll so ökonomisch und ökologisch wie möglich funktionieren
Ein entscheidender Vorteil bei der Autobahn ist zudem die Zuständigkeit. Die liegt nämlich allein bei der Autobahn GmbH, ergo beim Bund.
Keine langen Verhandlungen mit unterschiedlichen Pächter:innen und Eigentümer:innen wie es bei PV-Anlagen neben Autobahnen der Fall ist, welche auch wieder wertvollen Boden in Anspruch nehmen.
Zudem soll das Sonnendeck mit möglichst wenig Material auskommen.
Da wir ja schon Erfahrung beim Thema Seilbahn sammeln konnten, lag der Gedanke nicht fern, statt eines komplizierten ressourcenfressenden Ständerwerks, an eine Seilkonstruktion zu denken, an der die PV-Module aufgehangen sind. Diese Idee findet bereits Anwendung bei sogenannten Agri-Photovoltaikanlagen, welche über Äckern angebracht sind und somit genügend Sonnenlicht für den Wuchs der Feldfrüchte durchlassen.
Durch eine Garagierung, wie sie bereits über Klärwerken Anwendung findet, wäre die Wartung am Rande der Autobahn, ohne Vollsperrung und weitestgehend ohne Behinderung möglich. Je nach Wetterverhältnissen könnten die PV-Module eingefahren werden, zudem geht so eine geringes Beschädigungspotential der Anlage einher, z.B. durch Hagel oder Schneelast.
Tatsächlich birgt das Sonnendeck zudem Vorteile für die Fahrbahndecke durch geringere Temperaturdifferenzen dank Verschattung und geringere Lärmemissionen für Anwohnende und Natur.
Denkbar ist auch eine bauliche und energetische Kombination mit LKW-Oberleitungen (Hier plant das Bundesverkehrsministerium ein Rollout über 4000 km)
Um einen Tunneleffekt zu vermeiden sind bifaziale Module denkbar. Diese lassen einen Teil des Sonnenlichts durch und funktionieren beidseitig.
Wer jetzt denkt, naja, aber die Unterseite wird ja mit den aufsteigenden Rußpartikeln kontaminiert sein, hat vollkommen recht, jedoch gehen wir von einer langfristigen Planung und Anlage aus und rechnen den Abschied vom Verbrenner mit ein. Durch die Garagierung ist zudem eine Reinigung und Wartung bei Bedarf möglich.
Die Ökologie der Anlage soll zudem durch möglichst gut trennbare Komponenten gewährleistet werden. Rohstoffe und Material sollen nach Verschleiß wieder dem Kreislauf zugefügt werden können.
Ein Rechenbeispiel
Eine theoretische Rechnung bzw. Potentialabschätzung zeigte folgendes:
90.000 m (Gesamtlänge Autobahn auf Stadtgebiet)
X 33 m (durchschnittliche Breite)
= 2.970.000 m2 (versiegelte Fläche)
Realistisch betrachtet gehen wir von 30% überdachter Fläche der Autobahn aus. Diese würde etwa 140 GWh/a produzieren was einer Versorgung von etwa 35.000 durchschnittlichen Drei-Personen-Haushalten entspräche.
35.000 klingt nicht viel in Anbetracht einer Millionenstadt und zeigt auf, welche große Aufgabe vor uns liegt, die Klimaziele mit erneuerbaren Energien zu erreichen. Deswegen müssen wir jedes Potential nutzen, um die Wende zu schaffen.
Andere Kommunen könnten sich anschließen und somit lässt sich trotz unterschiedlicher Kommunen das Projekt dank einer Eigentümerin weiter ausbauen.
Köln könnte Leuchtturm sein und ihr Image als Autostadt und einer der größten Knotenpunkte für Transitverkehr bei diesem Thema positiv besetzen. Wo sonst, könnte man besser Sonne tanken als in Köln?
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