„Köln kann's besser” - Teil 2
Interview mit unserem Klima-OB Marcel Hövelmann
Wir haben von Dir gelesen: "Keine Grünflächen opfern – für gar nichts"
Richtig - ohne Wenn und Aber! Wir müssen ab sofort 100% unseres Grüns behalten - und sogar versuchen, dieses wieder aufzubauen. Als Erholungsfläche für 1 Million Kölner*innen und unsere Gäste sowie als "Grüne Lunge" für unser Leben. Dabei sind neben unseren beiden Grüngürteln vor allem viele kleine Grünflächen in den Veedeln wichtig. Da ist in den letzten Jahrzehnten einfach zu viel zerstört worden.
Wenn es dann irgendwann heißen würde, ich sei der Baum-Oberbürgermeister von Köln, dann könnte ich damit sicherlich sehr gut leben.
Natürlich sehe ich auch den unterschiedlichen Bedarf und den Kampf um die Flächen in Köln, aber für z.B. neue Schulen müssen wir nicht weiter am Grün oder an Kleingärten knabbern. Es gibt auch weiterhin genug an versiegelten Flächen, die wir umnutzen können. Hier bedarf es nur etwas mehr Mut - von Politik und Verwaltung. Wir haben schon punktuell in der Vergangenheit gesehen, wie z.B. aus Bürogebäuden Schulen werden können und dass die Lösung bestehender Wohnraumprobleme nicht nur durch "Bauen, Bauen, Bauen", sondern die intelligente Nutzung und Weiterentwicklung des Bestands erfolgen kann.
Du sprichst von Ermöglichungskultur – wofür steht dieses sperrige Wort?
90% der Bürger*innen wissen gar nicht, wie sie sich an Prozessen beteiligen können und dementsprechend nutzen sie gar nicht die bereits vorhandenen Möglichkeiten. Und da hab ich mir schon seit ein paar Jahren halt auch die Aufgabe gestellt, einfach vielen Kölner*innen bei ihren Anliegen, bei ihren Anregungen – aber auch natürlich bei ihren Beschwerden – einfach administrativ zu helfen, sie zu unterstützen, indem ich entweder ihnen die Wege aufzeige und teilweise auch die Anträge für die Anregungen selber schreibe. Denn es ist wichtig, dass das, was den Kölner Bürger*innen am Herzen liegt, dass dies auch in der Stadtpolitik und in der Stadtverwaltung ankommt.
Ich kann mir schon vorstellen, dass bei manchen Sachbearbeiter*innen, wenn da wieder mal ne Anregung von mir auf dem Schreibtisch landet, sicherlich nicht nur Jubelschreie kommen, aber gut, darauf kann man in meinen Augen keine Rücksicht nehmen.… bin ich gerne Nervensäge. Wichtig ist es nur, und das muss sich sehr stark ändern, dass die Anregung der Bürger*innen nicht immer automatisch gegen die Nein-Wand prallt. Stattdessen muss die Lösung heißen, unter welchen Rahmenbedingungen die Anregung ermöglicht werden kann. Also quasi einmal eine 180-Grad-Wendung in der Betrachtung und Umgehensweise. Es macht schließlich doch jedem viel mehr Spaß, etwas zu ermöglichen als es zu verneinen.
Auch Verwaltungsmitarbeiter*innen haben gute Ideen. Und sie sind Expert*innen in ihren jeweiligen Bereichen. Wie willst du die ins Boot holen?
Kommunikation und (Mut zur) Entscheidungskompetenz sind noch immer die zwei Wundermittel.
Wer engagiert ist und ein inhaltliches Ziel erreichen möchte, der hat auch keine Probleme, sich mit den anderen Partnern auszutauschen, die es im Entscheidungsprozess bedarf, die am Entscheidungsprozess beteiligt sind. Und wenn dann der Weg zum Ziel definiert ist, was jedoch keine Jahre dauern darf, dann darf das Ergebnis auch nicht mehr gekippt oder siebzehn Mal dran herumgeschraubt werden. Daher muss die Kommunikation auf der eigenen Entscheidungsebene sowie "nach oben" parallel erfolgen. Klingt vielleicht kompliziert, aber ist in der Umsetzung gar nicht so schwer, wenn alle diese Philosophie verinnerlichen. Und wer da bei der Teamarbeit nicht mitmacht, hat dann auch vielleicht nicht den richtigen Job!
Ich finde, es gehört mehr dazu, ein guter OB zu sein, als nur Ansagen zu machen. Ein guter OB ist der moralische Kompass seines Teams - und das Team sind alle Mitarbeitenden der Stadtverwaltung. Ein guter OB setzt Akzente und lässt auch zu, dass andere Akzente setzen. Denn: Letztlich gewinnen wir immer nur zusammen.
Hier findet ihr Teil 1 des Interviews mit unserem Klima-OB Marcel.
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