Großmarkt Köln - im Westen nix Neues
Am Großmarkt in Raderberg soll Ende 2025 Schluss sein. Ein geplanter Umzug nach Marsdorf ist ungewiss.
Braucht es in Köln überhaupt noch einen Großmarkt?
Der Großmarkt - Berlin hat einen, München, Hamburg und Köln auch. Letztgenannte Stadt hat ihn zumindest „noch“. Denn am bisherigen Standort in Raderberg soll ende 2025 Schluß sein. Auf dem 35 Hektar großen Gelände in bester Gegend wird mit der Parkstadt Süd ein Wohn- und Gewerbeviertel entstehen, wovon die Baukräne im südlichen Teil des Großmarktes bereits zeugen. Die Diskussion um einen neuen Standort für den Großmarkt in Marsdorf dauert nun schon seit 2018 recht ergebnislos an. Stand jetzt hat die Stadt zwar Investoren für den Neubau des Großmarktes Marsdorf gefunden, aber keine/n für den Betrieb. Lösbar wäre das Betreiber-Problem über ein Genossenschaftsmodell aus Anbietern und der Stadt, wogegen sich die Stadt aber sperrt. Ebenfalls möglich wäre es, wie in Hannover, dass die Händler zum Großmarktbetreiber werden.
Sind Großmärkte überhaupt noch zeitgemäß?
Man kann leicht zu dem Schluß kommen, dass in Zeiten des Onlinehandels Großmärkte ein antiquiertes Relikt seien. Und natürlich hat sich vieles geändert in den Lieferstrukturen. Viele Gastronomen kaufen ihre Waren nicht mehr auf Großmärkten, sondern lassen sich diese liefern. Die Schließung des Großmarktes in Krefeld hat auch nicht dazu geführt, dass die Menschen dort verhungert sind. Hier ist die Metro in die Bresche gesprungen. Fakt ist aber auch, das Großmärkte Wochenmärkte versorgen und für kleine regionale Erzeuger eine wichtige Absatzmöglichkeiten, ausserhalb der Preisdiktate der großen Lebensmittelketten, bereitstellen. Und auch eine Entscheidungen des Europäischen Parlaments, der Großmärkte als strategisch wichtig für die Ernährungssicherheit erachtetet, ist nicht von der Hand zu weisen.
Die Relevanz von Großmärkten im Kontext zukünftiger Herausforderungen wie Klimawandel und geopolitische Spannungen hat viele Aspekte - das Thema ist komplex:
- Resilienz gegenüber Störungen: Großmärkte können dazu beitragen, die Resilienz städtischer Versorgungssysteme zu stärken, indem sie einen stabilen Zugang zu Lebensmitteln und anderen Waren sicherstellen. In Zeiten von Krisen können sie als Verteilungszentren fungieren, um die Versorgung der Bevölkerung aufrechtzuerhalten.
- Anpassungsfähigkeit und Nachhaltigkeit: Großmärkte können auch eine Rolle in der Anpassung an den Klimawandel spielen. Durch die Einführung nachhaltiger Praktiken, wie z.B. die Nutzung erneuerbarer Energiequellen oder die Reduzierung von Lebensmittelabfällen, können sie umweltfreundlicher werden. Zudem können sie regionale Lebensmittelkreisläufe fördern, die weniger abhängig von langen Transportwegen sind.
- Technologische Innovation: Die Modernisierung von Großmärkten durch den Einsatz von Technologien wie Automatisierung und digitale Plattformen kann ihre Effizienz steigern und dazu beitragen, die Versorgungsketten transparenter und reaktionsfähiger zu machen.
- Sozioökonomische Bedeutung: Großmärkte sind oft wichtige wirtschaftliche Zentren, die zahlreiche Arbeitsplätze bieten und lokale Wirtschaftskreisläufe unterstützen. Ihre Präsenz kann für die wirtschaftliche Stabilität in städtischen und ländlichen Gebieten entscheidend sein.
Großmärkte sind weiterhin relevant und können sogar eine noch wichtigere Rolle in der Zukunft spielen, wenn sie sich an die neuen Herausforderungen und Anforderungen einer sich schnell verändernden Welt anpassen. Ihre Fähigkeit, große Mengen an Gütern effizient zu verarbeiten und zu verteilen, macht sie zu einem entscheidenden Element in der Strategie zur Sicherung der städtischen Versorgung unter den Bedingungen des Klimawandels und geopolitischer Unsicherheiten.
Und, ja, große Lebensmittelketten spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle in der Versorgung von Städten und können in vielen Aspekten ähnliche Funktionen wie Großmärkte erfüllen. Es gibt jedoch einige Unterschiede und ergänzende Vorteile, die Großmärkte bieten können:
- Diversität und Verfügbarkeit: Großmärkte bieten oft eine breitere Vielfalt an Produkten, insbesondere wenn es um frische Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Meeresfrüchte geht. Sie ziehen häufig lokale Produzenten an, was den Zugang zu einer größeren Vielfalt an Waren ermöglicht, die möglicherweise nicht in großen Ketten erhältlich sind.
- Flexibilität für kleine Geschäfte und Gastronomie: Während große Ketten oft direkt mit großen Produzenten und Lieferanten verhandeln, bieten Großmärkte kleineren Einzelhändlern, Restaurants und anderen Lebensmittelbetrieben die Möglichkeit, in flexibleren Mengen einzukaufen und eine breitere Auswahl an Produkten zu beziehen. Dies ist besonders wichtig für Geschäfte, die spezielle oder lokal produzierte Produkte suchen.
- Wirtschaftliche und logistische Effizienz: Großmärkte dienen als zentrale Sammel- und Verteilungspunkte, was logistische Effizienz verbessern kann. Sie ermöglichen eine Konsolidierung von Lieferungen, was Transportkosten senken und die CO2-Bilanz verbessern kann.
- Unterstützung der lokalen Wirtschaft: Großmärkte können die lokale Wirtschaft stärken, indem sie kleinen Produzenten und Lieferanten direkte Verkaufsmöglichkeiten bieten. Dies gilt besonders für regionale Anbieter aus dem Umland, die ihre Waren abseits des Preisdiktates der Lebensmittelketten zu fairen Preisen absetzen können.
- Preisgestaltung: In Großmärkten kann oft über Preise verhandelt werden, was bei großen Lebensmittelketten weniger üblich ist. Dies kann für Einkäufer vorteilhaft sein, die größere Mengen kaufen.
Obwohl große Lebensmittelketten viele Aspekte der Lebensmittelversorgung abdecken können, ergänzen Großmärkte das System durch ihre einzigartigen Vorteile und Spezialisierungen. Beide Systeme tragen dazu bei, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, insbesondere in Zeiten von Unsicherheit und schnellem Wandel.
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