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Gemeinwohl-Ökonomie für Köln – wir sind dabei

Köln bricht auf – mit der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) in die Zukunft der Wirtschaft. Am 16. September wird der Rat der Stadt Köln beschließen, die Gemeinwohl-Ökonomie in Köln zu stärken und zu fördern. GUT Köln hat sich schon länger und intensiv mit der Gemeinwohl-Ökonomie beschäftigt und unterstützt daher den entsprechenden Antrag des Bündnisses (Grüne, CDU, Volt) gerne – auch wenn er an einigen Stellen noch konsequenter sein könnte.

Denn leider verlangt der Antrag von der Stadt Köln nicht, gemeinwohlzertifizierten Unternehmen echte Vorteile einzuräumen. Zum Beispiel bei der Vergabe von städtischen Aufträgen wäre das durchaus möglich. So bleibt die Gemeinwohl-Ökonomie in Köln vorerst nur das wichtigste Nachhaltigkeits-Siegel. Wir halten sie aber für ein vielversprechendes Wirtschaftssystem, das die Wirtschaft vom Kopf wieder auf die Füße stellt: Gemeinwohl wird zum Ziel des Wirtschaftens. Geld ist nur Mittel, nicht Zweck der Wirtschaft.

GUT Köln wird sich weiter für die Gemeinwohl-Ökonomie engagieren und darauf dringen, gemeinwohlzertifizierten Unternehmen in Köln echte Vorteile einzuräumen. Und wir freuen uns auf die ersten Schritte der Gemeinwohl-Ökonomie in Köln.

Start im Herbst

Noch 2021 gehen laut Antrag die Vorbereitungen los: Zwei städtische Unternehmen werden im Jahr 2022 eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen. Mit Hilfe externer Berater*innen prüfen diese Unternehmen, ob und wie sie dem Gemeinwohl dienen und nicht zum Beispiel nur finanziellen oder politischen Interessen. Dieser Prozess soll zeigen, welche Auswirkungen das Agieren der städtischen Unternehmen auf das Gemeinwohl hat. Dies geschieht mit Hilfe einer komplexen Matrix. Oberste Kriterien der Matrix sind:

  • Menschenwürde
  • Solidarität und Gerechtigkeit
  • Ökologische Nachhaltigkeit
  • Transparenz und Mitentscheidung

Dabei müssen die Unternehmen auf einer festgelegten Skala zum Beispiel bewerten, ob und wie sie die ökologische Nachhaltigkeit unter anderem in ihrer Zuliefererkette sicherstellen. Für städtische Unternehmen sollte die Ausrichtung auf das Gemeinwohl selbstverständlich sein. Trotzdem ist eine Überprüfung sinnvoll und zeigt weiteres Potenzial auf.

Wert

Menschenwürde

Solidarität und Gerechtigkeit

Ökologische Nachhaltigkeit

Transparenz und Mitentscheidung

Berührungsgruppe

A:
Lieferant*innen

A1 Menschenwürde in der Zulieferkette

A2 Solidarität und Gerechtigkeit in der ZulieferketteA3 Ökologische Nachhaltigkeit in der ZulieferketteA4 Transparenz und Mitentscheidung in der Zulieferkette
B:
Eigentümer*innen
B1 Ethische Haltung im Umgang mit GeldmittelnB2 Soiziale Haltung im Umgang mit GeldmittelnB3 Sozial-ökologische Investitionen und MittelverwendungB4 Eigentum und Mitentscheidung
C:
Mitarbeitende
C1 Menschenwürde am ArbeitsplatzC2 Ausgestaltung der ArbeitsverträgeC3 Förderung des ökologischen Verhaltens der MitarbeitendenC4 Innerbetriebliche Mitentscheidung und Transparenz
D:
Kundin*nnen & Mitunternehmen
D1 Ethische Kund*innen- beziehungenD2 Kooperation und Solidarität mit MitunternehmenD3 Ökologische Auswirkung durch Nutzung und Entsorgung von Produkten und DienstleistungenD4 Kund*innen Mitwirkung und Produkttransperenz
E: Gesellschaftliches UmfeldE1 Sinn und gesellschaftliche Wirkung der Produkte und DienstleistungenE2 Beitrag zum GemeinwesenE3 Reduktion ökologischer AuswirkungenE4 Transparenz und gesellschaftliche Mitentscheidung

 

Info-Veranstaltungen für private Unternehmen

Interessanter wird es, wenn sich private Unternehmen nach den Kriterien der Gemeinwohl-Ökonomie zertifizieren lassen. Auch das ist in Köln geplant: Acht private Unternehmen haben die Gelegenheit, mit Unterstützung und Förderung der Stadt eine Gemeinwohl-Bilanz zu erstellen.  KölnBusiness - die städtische Wirtschaftsförderung - wird dazu unter anderem Informationsveranstaltungen in Köln organisieren und interessierte Unternehmen einladen. Hier gilt es, wirklich gute Veranstaltungen zu organisieren und intensiv dafür zu werben. Vielleicht finden sich dann sogar mehr als acht Unternehmen - je mehr desto besser.

Ethische Marktwirtschaft: Mehr ist möglich

Kölner Unternehmen, die eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt haben, können mit dem Gemeinwohl-Zertifikat werben und sich mit Fug und Recht als nachhaltig bezeichnen. So können Unternehmen gezielt und überzeugend für sich und ihre Produkte oder Dienstleistungen werben. Das sollte aber nicht alles sein: Die Gemeinwohl-Ökonomie sieht vor, Unternehmen, die dem Gemeinwohl dienen und das mit einer Bilanz nachgewiesen haben, Marktvorteile einzuräumen – zum Beispiel Steuervorteile oder Teilnahme am Freihandel. So werden entsprechende Produkte günstiger und können sich im Markt behaupten: Gemeinwohl-Ökonomie als ethische Marktwirtschaft.

Auch auf kommunaler Ebene können Anreize für zertifizierte Unternehmen etabliert werden. GUT Köln schlägt vor, Gemeinwohl-Unternehmen bei der Vergabe von städtischen Aufträgen und Projekten zu bevorzugen und eine geringere Gewerbesteuer zu verlangen. Leider ist das bisher nicht vorgesehen. Vielleicht würden dann sogar Unternehmen eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen, von denen wir es im Moment nicht erwarten. Die zarte Pflanze einer ethischen Marktwirtschaft könnte in Köln wachsen. GUT Köln wird sich weiter für die Gemeinwohl-Ökonomie engagieren und darauf dringen, gemeinwohlzertifizierten Unternehmen in Köln echte Vorteile einzuräumen. Denn wir fördern Wettbewerb und Wachstum, wenn es ums Gemeinwohl geht.

Bild Keyvisual: von Alexa_Fotos  @Unsplash

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