Flächenfrass im Kölner Osten
In Porz/Gremberghoven soll ein riesiges Logistikzentrums von Lidl entstehen. Die Knabberei an Grünflächen und Böden geht munter weiter.
Der Billig-Discounter Lidl will im Kölner Osten ein riesiges Logistikzentrum bauen. Auf 131.200 Quadratmetern soll in Gremberghoven neben dem Logistikzentrum auch ein Verwaltungsgebäude für 250-300 Mitarbeiter:innen und Parkhaus entstehen. Weichen müsste für das Logistikzentrum eine derzeit landwirtschaftlich genutzte Fläche, was im Klartext bedeutet, dass hier guter Boden und Naturraum versiegelt und auf ewig vernichtet wird. Vor dem Hintergrund, dass in NRW täglich 19 ha land- und gartenbauliche Nutzfläche für andere Zwecke verbraucht werden, ist es nicht hinnehmbar, dass wertvoller Naturboden für ein Logistikzentrum versiegelt wird. Lidl verspricht zwar, Teile der Dachflächen (10%) begrünen, ob das im Angesicht laufender Kosten tatsächlich geschieht, sei mal dahingestellt. Davon ab ersetzt eine zu 10 Prozent begrünte, aber versiegelte Fläche keinen Naturraum.
Was bringt ein Logistikzentrum der Stadt Köln?
Zunächst bringt ein Logistikzentrum jede Menge Verkehr mit sich. Bis zu 275 Lkw können hier täglich an den 161 Andienungsplätzen be- und entladen werden. Die 250-300 Mitarbeiter:innen werden ihren Arbeitsweg wohl teilweise auch mit dem Auto bestreiten. Die Anwohner:innen dürfen sich also auf deutlich mehr Verkehr inklusive der damit einhergehender Abgas- und Lärmbelästigung einstellen.
Ein gutes Argument, was für die Ansiedlung eines Logistikzentrums spricht, gibt es eigentlich nicht (das Arbeitsplatzargument zieht in Zeiten von Personalmangel nicht mehr). Da hier ja kein Umsatz erwirtschaftet wird, erzeugt ein Logistikzentrum für die Kämmerei zunächst Mindereinnahmen, da es jahrelang abgeschrieben wird und die Gewerbesteuereinnahmen, die Lidl an die Stadt zahlt, senkt.
Ernährungssicherheit in Zeiten sich verschärfender Krisen
Dass die Stadt Köln mit dem Versiegeln landwirtschaftlicher Flächen zugunsten eines Logistikzentrum die zukünftige Ernährungssicherheit gefährdet, scheint keine Rolle zu spielen. Dabei war längst beschlossen, dass man bei der Versorgungssicherheit auf regionale Anbieter, Solidarische Konzepte (wie solidarische Landwirtschaft) und Diversifizierung be Frischezentren setzen wolle. Stattdessen legt man dieses wichtige Thema in die Hände eines Billig-Discounters.
Wie sensibel die Versorgungssicherheit ist, zeigen die Dürrejahre der letzten Jahre. Der heiße Sommer hat die deutschlandweiten Ernteerträge um 12,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr reduziert.
Flächenkonkurrenz verschärft sich
Kritik am geplanten Logistikzentrum kommt auch aus einer anderen Ecke. Gastronomen und Händler wundern sich, dass es für Lidl so einfach ist ein „topmodernes Logistik- und Frischezentrum mit perfekter Größe der Fläche und direkter Anbindung an die Autobahn“ zu realisieren, während Händler bei der Verlegung des Großmarktes, der (wenn überhaupt) in ferner Zukunft in Marsdorf in Form eines Frischezentrums neu entstehen soll, seit 2007 um Fläche ringen. So beschwerte sich die Bagatelle jüngst auf Facebook zu recht darüber, dass „hier nicht von Beginn an die Gastronomie mit am Tisch gesessen hat, die Händler ernst genommen worden sind oder wirklich mit Ernsthaftigkeit nach Flächen gesucht wurde, die Lidl in der Lage war zu finden.“.
Bild Keyvisual: Visualisierung des neuen Logistikzentrums der Firma LIDL, Copyright: Ratsinformationssystem der Stadt Köln
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