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Ausbau der Ost-West-Achse in Köln

5 Gründe gegen den Tunnel!

Bald steht für Köln eine zentrale Entscheidung an: der Ausbau der Ost-West-Achse. Dass diese ausgebaut wird, ist klar, umstritten ist jedoch das Wie. Für uns ist jedoch klar, dass ein Tunnel keine Option ist. Auf dieser Seite wollen wir euch kurz und knapp über die anstehende Entscheidung zur Ost-West-Achse informieren und erklären, warum nur die oberirdische Variante wirklich sinnvoll für die Verkehrswende ist.

Die Ost-West-Achse

Entlang der Ost-West-Achse fahren heute die Linien 1, 7 und 9. Seit vielen Jahren sind diese Linien oftmals stark ausgelastet. Daher ist klar, dass sich dringend etwas ändern muss. Die Stadt Köln ringt nun seit vielen Jahren um eine Entscheidung für den Ausbau, der Rat ist zutiefst zerstritten in der Frage, ob es einen Tunnel braucht oder eine oberirdischer Variante die richtige Lösung ist.

Für uns gibt es vor allem 5 Gründe, warum Köln keinen Tunnel auf der Ost-West-Achse braucht:

Zu teuer

Der Bau eines Tunnels auf der Ost-West-Achse ist rausgeschmissenes Geld. Der oberirdische Ausbau bringt die gleiche Kapazitätserhöhung, würde aber voraussichtlich nur 188 Millionen Euro netto kosten. Der Tunnel hingegen kostet nach derzeitigen Prognosen das 5fache: ca. eine Milliarde Euro netto. Nach jüngsten städtischen Angaben sind beide Varianten förderfähig – also werden zum Großteil aus den Mitteln des Landes und des Bundes finanziert. Verschwiegen wird dabei, dass sich die Förderzuwendungen nur auf die ursprünglich veranschlagten Kosten beziehen. Weitere Kostensteigerungen gehen zum Großteil zu Lasten der Kommune.

Ein Beispiel: Der städtische Eigenanteil bei der Nord-Süd-Stadtbahn ist von ursprünglich 55 Millionen Euro auf über 1 Milliarde Euro gestiegen (OHNE die Kosten für den Einsturz des Stadtarchivs).

Lange Bauzeiten

Stadt und KVB rechnen mit der Fertigstellung erst nach 2035 – realistisch ist 2040 oder später. Das Graben im Untergrund in unserer eng bebauten Stadt mit Fundamenten aus der Römerzeit birgt unkalkulierbare Risiken für Unfälle, Verzögerungen und Kostensteigerungen. Bei der Nord-Süd-Fahrt haben allein die archäologischen Vorarbeiten zehn Jahre gedauert. Der Heu- und der Neumarkt wären für viele Jahre eine Großbaustelle – eine Zumutung für Anwohner:innen und ein Desaster für den Einzelhandel in der Innenstadt. Der Bau eines U-Bahn-Tunnels bei „laufendem Betrieb“ führt zu vielen Einschränkungen der bestehenden Verbindungen. Linien, die über den Neumarkt führen, wären auf Jahre unterbrochen.  Auch oberirdisch kommt es für lange Zeit zu massiven Verkehrsbehinderungen. Das bedeutet viel Frust, für alle die pendeln müssen – egal ob mit Auto oder Bahn.

Überall neue Barrieren

Die Ost-West-U-Bahn wird aus wichtigen Umsteigestationen bestehen. Jede einzelne ist ein Mammutprojekt. Bis zu drei Ebenen soll es in die Tiefe gehen (siehe U-Bahn-Haltestelle Heumarkt). Menschen im Rollstuhl, Gehbehinderte, Fahrgäste mit Kinderwagen oder schwerem Gepäck müssen teilweise lange Umstiegszeiten in Kauf nehmen. Schon jetzt ist die KVB nicht in der Lage, Rolltreppen und Fahrstühle bei Ausfall regelmäßig zu warten und zeitnah zu reparieren. Weitere U-Bahnstationen schaffen weitere unvorhersehbare Hindernisse.

Gigantischer CO2-Ausstoss

Ein neuer Tunnel = besserer ÖPNV = gut fürs Klima? Diese Rechnung geht leider nicht auf.  Besser gesagt, sie geht frühestens in 100 Jahren auf. Durch den enormen Einsatz von Beton verursacht der Bau eines einzigen Tunnelkilometers 80.000 – 90.000 Tonnen CO2. Bis diese Treibhausgase durch die neuen Bahnen wieder eingespart sind, muss die Bahn erstmal mindestens 90 Jahre vollbesetzt fahren. Das WDR-Magazin monitor bezeichnet neue Tunnelbauprojekte als „Bärendienst für den Klimaschutz“. In Zeiten eines ausgerufenen Klimanotstandes und angesichts der dringenden Notwendigkeit, schon bis 2030 deutlich mehr CO2 einzusparen, ist ein Tunnelbau klimapolitischer Irrsinn.

Mobilitätswende ausgebremst

Schon jetzt fehlt der KVB das Geld, um Projekte für Bus und Bahn voranzutreiben – sie bräuchte einen Zuschuss von 339 Millionen Euro pro Jahr. Angesichts dieser Lage viel Geld in einen Tunnelbau zu investieren, wenn das gleiche Ergebnis auch mit einem Fünftel der Investition erzielt werden kann, erscheint auch finanzpolitisch unsinnig. Das Geld fehlt dann für all die anderen Ausbauprojekte, die für den flächendeckenden Personennahverkehr nötig wären. Die Planung und der Bau eines U-Bahn-Tunnels wird auf Jahre Fachleute der Stadt und KVB binden. Die Mobilitätswende stockt schon jetzt, der Tunnel würde sie vollständig ausbremsen.

Weitere Infos

Das Bündnis Verkehrswende Jetzt! hat eine umfassende Informationsseite zur Ost-West-Achse erstellt, auf der alle Argumente gegen den Tunnel nochmal ausführlich erklärt werden. Außerdem gibt es hier die Petition zum Stopp der Planungen eines möglichen Tunnelbaus. Unbedingt unterzeichnen!

Die Stadt Köln hat auf unseren ursprünglichen Antrag hin für mehr Transparenz hinsichtlich der anstehenden Entscheidung gesorgt und eine Informationsseite zum Ausbau der Ost-West-Achse erstellt. Dort gibt es einen Überblick über die verschiedenen Planungsoptionen, Begriffserklärungen, Fragen und Antworten und vieles mehr.

In einem Monitor-Beitrag gibt es Hintergründe zur CO2-Bilanz eines Tunnelbaus. Hier wird deutlich, wie sehr U-Bahn-Projekte eigentlich dem Klima schaden.

Kommentare (1)

  • Arminius
    09.07.2024, 16:33 Uhr
    Die Argumente sind für mich überzeugend und richtig. Zu teuer, riesiger Materialeinsatz, lange Bauzeiten auch wegen archäologischer Funde, deren Erforschung zu Verzögerungen führen.
    Zur Ergänzung: Am Heumarkt waren früher Häfen und der Rhein. Ein unfester Untergrund mit Kies und wasserführenden Schichten und hohem Grundwasser kann nur ein unsicheres Fundament ermöglichen. Und zu kostspieligen Problemlösungen, wenn angrenzende Gebäude instabil werden. Wer erinnert sich nicht an den schiefen Kirchturm in der Severinstr.? Und an den Einsturz des Archivgebäudes am Waldmarkt?

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