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Mehr Stadtbahnen auf „Lebendigen Gleisen“

Klar, Stadtbahnen sind auf Schienen unterwegs. Unter den Rädern sieht es aber ganz unterschiedlich aus. An wenigen Stellen in Köln geht es dort äu­ßerst lebendig zu. Grüngleise bringen ein Stück Natur in die Großstadt – mit ganz verschiedenen Vorteilen.

Wie viele Kilometer der Kölner Stadtbahngleise inzwischen grün sind, wissen wir nicht.

Aber auf jeden Fall kennen wir nur sehr wenige Stellen. Auf diesen wachsen entweder Rasen oder Sedum, eine Pflanzengattung aus der Familie der Dickblattgewächse. Aus rei­ner Gleisbausicht sind eigentlich reine Schottergleise ideal. Sie müssen zwar etwa alle 15 bis 20 Jahre „nachgestopft“ werden, damit die nötige Stabilität ge­währleistet ist, machen aber ansons­ten wenig Arbeit. Die frei liegenden Schienen sind außerdem für Ausbesserungsarbei­ten außerdem schnell zu erreichen.

Bei der Gleisinfrastruktur sollte es aber um mehr als nur Praktikabilität gehen. Sie prägt das Stadt­bild in weiten Teilen der Stadt. Grün­gleise bieten die Möglichkeit, Stadtteile grüner zu gestalten. Das sieht nicht nur schöner aus, sondern hat auch hand­feste ökologische Vorteile. Anders als zum Beispiel asphaltierte Straßen kön­nen diese Gleisanlagen Regenwasser aufnehmen und speichern. Im Jahres­durchschnitt halten sie bis zu 70 Prozent des Niederschlags zurück, der nicht die Kanalisation belastet. Grüngleise tragen so unter anderem dazu bei, durch Stark­regen verursachte Überschwemmungen zu vermeiden.

Begrünung, aber wie und was?

Die Pflanzen, die zwischen den Schie­nen wachsen, sorgen für bessere Luft in ihrer Umgebung, weil sie Feinstaub und Schadstoffe binden. Durch die Verduns­tung des gespeicherten Regenwassers kühlen sie sogar ihre Umgebung etwas ab. Und auch akustisch bieten begrünte Gleise einen Vorteil. Der Stadtbahn­verkehr auf ihnen wird nicht nur subjektiv als leiser empfunden, die Schallabstrah­lung wird tatsächlich reduziert – beson­ders wenn die Vegetation eine gewisse Wuchshöhe erreicht.

Eine Begrünung mit Sedum erfor­dert hingegen nicht zwangsläufig ei­nen speziellen Unterbau. Bestehende Schottergleise können zum Beispiel mit aufgeleg­ten Sedummatten nachträglich begrünt worden. Sedum hat aber auch Nach­teile. Es darf nicht betreten werden, weil es sehr empfindlich ist.

Welcher Gleistyp der richtige ist, hängt von ganz verschiedenen Faktoren ab. Nicht nur im Innenstadtbereich fah­ren manchmal auch Busse oder sogar Autos auf den Trassen der Stadtbahnen. Eine Begrünung kommt aber nur dort infrage, wo die Stadtbahn exklusiv unterwegs ist, also auf sogenannten besonderen Bahnkörpern. Rasengleise werden we­gen ihrer aufwendigen Unterkonstruk­tion nur dann angelegt, wenn Strecken­abschnitte völlig neu errichtet werden. Sedumbegrünung ist nur dort sinnvoll, wo ausgeschlossen ist, dass Passan­tinnen und Passanten sie betreten. Das alles schränkt die Möglichkeiten der Begrünung ein.

Zwischen April und Oktober müssen die Rasenflächen regelmäßig gemäht werden. Ist ein Som­mer besonders trocken, brauchen sie auch schon mal zusätzliches Wasser. Einen Vorteil haben Grüngleise üb­rigens auch in den Augen der pragma­tischsten Schottergleis-Befürworter. Je nach Standort sorgen Flugsamen da­für, dass auch im kargen Schotter etwas wächst, das nicht erwünscht ist. Wur­zelbildung könnte die eigentlich stabile Konstruktion schwächen. Deshalb steht bei betroffenen Gleisen mindestens ein­mal im Jahr eine lästige und zeitrau­bende Unkrautbeseitigung an. Das um­geht man, wenn man den Schotter mit Sedum abdeckt.

Da war doch was?

Schon vor 3 Jahren habe ich nach dem Ausbau von Rasengleisen im KVB-Netz nachgefragt, seitdem ist wenig geschehen – daher ist es umso wichtiger, weiter intensiv am Thema dranzubleiben. 

P.S.: In der Oktober-Ausgabe der Stadtrevue kann man zum Thema auch was lesen

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